Dieses Review erschien ursprünglich im Jänner 2012 im Tacticalforum.
Über die Feiertage hat wieder einmal ein interessantes Stück Gear den Weg zu mir gefunden. Nachdem ich jetzt über ein Jahr lang das BFG Overlord Pack angehimmelt habe, aber mich nie richtig entschließen konnte es zu kaufen, habe ich bei der Last Call Aktion von Blue Force Gear zugeschlagen und mir einen schwarzen Rucksack besorgt, bevor sie aus dem Programm genommen werden.
Kurz zu Blue Force Gear
BFG ist eine kleine, 2004 gegründete Firma in Georgia, USA, die hauptsächlich durch Accessoires für Waffen (Gurte, Taschen) sowie Pouches und Plattenträger bekannt geworden ist. Das Hauptaugenmerk der Firma liegt auf Gewichtersparnis für die Schützen und Anwender, was sich sehr schön in der Konzeption ihrer Produkte widerspiegelt.
Zum Rucksack:
Das Overlord Pack hat in den letzten Jahren eher ein Schattendasein geführt, was wohl an der relativen Unbekanntheit der Firma lag, aber auch an der zunächst ungeschickten Bezeichnung „Dap Pack Medium“. Die Dap Packs sind viel kleinere Rucksäcke, die auf das Wesentliche reduziert sind – quasi Grab Bags.
Wirklich bekannt wurde der Rucksack erst durch ein Gewinnspiel bei dem ein neuer Name gesucht und mit „Overlord Pack“ auch gefunden wurde. Dennoch halten sich die Infos zu dem Rucksack in Grenzen und ich kenne bis jetzt nur ein ausführliches Review im Lightfighter Forum, dass detaillierter darauf eingeht.
Das Overlord Pack
Auf den ersten Blick lässt der Rucksack sofort Assoziationen mit dem RAID und Cobra Pack aufkommen.Tatsächlich dürfte er größenmäßig genau in der Mitte der beiden liegen.
Es handelt sich um ein Clamshell Design – der Reißverschluss ist also bis zum Boden hin zu öffnen. Im Gegensatz zum RAID und COBRA Pack, hat der BFG Overlord jedoch einen Beavertail-Zusatz, in dem man zusätzliche Sachen, wie Jacken, Helme etc. außen am Rucksack sicher befestigen kann. Die innere Seite dieses Beavertails ist zusätzlich mit Loop Velcro bestückt, sodass man Velcro Pouches anbringen kann, oder die zahlreichen DAPPERS von BFG (Schlaufen und Accessoire Teile). Die Vorderseite des Rucksackes bietet zusätzlich ein Steckfach, dass mittels Reißverschluss zum Verschließen ist und bis zum Boden reicht.
Hier sieht man auch schön, wie man den Beavertail größentechnisch verstellen kann.
Die Unterseite des Rucksackes ist mit einem Hypalon ähnlichen, gummiartigen Boden versehen, der HAN („a highly abrasion resistant, hypolon like fabric“ – BFG) genannt wird.
Der Boden und die Seiten sind mit Molle Schlaufen versehen. Die Nähte und die Verarbeitung sind hervorragend und ich habe noch nie einen so sauber verarbeiteten Rucksack gesehen.
Die Bänder für den Beavertail haben Velcroschlaufen zum Versorgen der Bänder und dienen zusätzlich als Kompressionsriehmen für den Rucksack, sofern man den Beavertail abnehmen möchte. Das ist ein sehr nettes Detail, auf das nicht jeder denkt oder schaut, aber im Endeffekt nur mit dem einfachen Anbringen der richtigen Schnallen ermöglicht wird.
Da ich die Schnallen gerade erwähne, sei hier auch angemerkt, dass diese von ITW produziert werden, also zur Creme de la Creme der Plastik Hardware gehören.
Zum Rücken:
Der Rücken ist mit Mesh Flächen gepolstert und wird von einem eingenähten Framesheet unterstützt. Der Rucksack trägt sich dadurch extrem angenehm und das Gewicht wird durch die breiten Schultergurte gleichmäßig verteilt. Ich kann mir aber vorstellen, dass der Rucksack vor allem für größere Menschen ein Problem darstellen könnte. Ich bin knapp 1,80m und der Brustgurt sitzt schon an der untersten möglichen Schlaufe der Schultergurte. Ich musste ihn dort anbringen, weil er sonst zu hoch gesessen wäre.
Die Schultergurte kann man bequem mittels Schnallen abwerfen. Auch hier findet man wieder fette ITW Schnallen, die sich mehr als nur wertig anfühlen.
Mit dem Rucksack kommt an und für sich kein Beckengurt (ist für diese Größe eigentlich auch nicht nötig), aber es wird einem dennoch die Option geboten, einen dementsprechenden Gurt durch die untere Rückenpolsterung zu ziehen. Um ihn auch fest zu fixieren, ist innenseitig Hook Velcro angebracht:
Oberseite und Inneres:
Auf der Oberseite findet man drei Durchlässe für Kabel, Trinkschläuche und Ähnliches. Die Innenseite ist komplett mit Loop Velcro ausgelegt und bittet dadurch die verschiedensten Möglichkeiten, um Taschen anzubringen. Ich habe beispielsweise eine Mesh Pouch von SOE angebracht.
Weiters findet man auf der Innenseite kleine Schlaufen, durch die man Shockcord fädeln kann, um den Inhalt des Rucksackes weiter zu fixieren:
Schlusswort, und grundsätzliche Gedanken:
Auf der Suche nach dem perfekten Rucksack bin ich mittlerweile schon über die Modelle verschiedenster Hersteller gestoßen. Ich hatte Maxpedition, Tasmanian Tiger, Eagle Industries und ATS in der Hand und auch am Rücken.
Das BFG Overlord Pack enttäuscht nicht und gehört sicherlich zu den besten Rucksäcken, die ich bis jetzt in der Hand hatte. Was mich anfangs irritiert hat, war die Haptik, da ich mittlerweile 1000er Cordura bei meinen Taschen gewohnt bin und BFG hier nur 500er Cordura verwendet, um eben eine Gewichtsersparnis zu erzielen. Dadurch wirkt der Rucksack sicher nicht so „bombproof“ wie andere, aber wie gesagt, ist das jetzt nur die Haptik und Langzeiterfahrungen habe ich noch nicht.
Die Frage ist, wie Blue Force Gear mit dem Rucksack weitermachen wird. Scheinbar wurde er fürs Erste aus dem Programm genommen und man bekommt nur noch spezielle Modelle im Last Call Abverkauf. Auch Supply Captain, hat ihn mittlerweile von der Homepage genommen. Ob jetzt in weiterer Folge eine aktualisierte Version herauskommt, wird die Zukunft zeigen.
Ich würde es jedenfalls schade finden, wenn dieser Rucksack nicht mehr produziert werden würde; gibt er einem doch eine interessante Alternative zu den TAD Rucksäcken im oberen Preissegment.
Auf meine Frage hin, wie denn die zukünftigen Pläne für den Rucksack aussehen würden, wurde mir auf FB sehr schnell geantwortet: Demnach wird der Rucksack überarbeitet und ist ab 2013 hoffentlich wieder verfügbar. (Anm. Stand 2014: Bis jetzt hat sich diesbezüglich nichts getan.)
In diesem Sinne danke ich euch für eure Geduld hier alles zu lesen. Ergänzungen und Langzeiterfahrungen folgen hoffentlich sobald ich Zeit und Muse habe.
Zubehör:
Ich möchte an dieser Stelle einen der sogenannten „Dapper“ vorstellen, die BFG im Programm führt.
Blue Force Gear – Wing Dapper
Der Wing Dapper ist im Endeffekt nichts anderes als ein rechteckiger, steifer Einsatz, der vollständig mit Loop Velcro versehen ist und damit die Velcro Gesamtoberfläche in den diversen Taschen und Rucksäcken erweitern soll, um damit mehr Flächen für Loops, Pouches und dergleichen herzustellen.
Der Wing Dapper kann mir einer Klettfläche direkt im Overlord Pack angebracht werden. Sowohl vertikal als auch horizontal. Dadurch ergeben sich mehrere Möglichkeiten:
Als Divider im Hauptfach, wenn man den Dapper am Boden der Innenseite anbringt. Dadurch bringt man eine Fächerartige Ordnung in den Rucksack und kann sensiblere Gegenstände zwischen zwei steifen Ebenen im Rucksack sicherer verstauen.
Man kann den Wing Dapper aber auch seitlich anbringen, womit er sich links oder rechts aus dem Rucksack ausklappen lässt.
Dadurch ergeben sich für Sanitäter durchaus interessante Möglichkeiten, da man den Rucksack auf den Boden legen und in mehrere Richtungen aufklappen kann. Hier habe ich noch ein Beispielfoto mit meiner Mesh Pocket Pouch von OSOE Gear.
Das System ist simpel aber effektiv. Mit Langzeiterfahrungen kann ich aber noch nicht dienen, da ich für meine Verwendungszwecke den Dapper noch nicht wirklich gebraucht habe. Man merkt aber sehr schön anhand dieser Details, dass sich die Herrschaften bei Blue Force Gear einige Gedanken machen, wenn sie ihr Zubehör entwerfen.
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