Gastbeitrag: Aufbauschießlehrgang mit Lang- und Faustfeuerwaffe TAPC

Training and Product Consulting durch R.R.

TAPC Kurs Advanced:

  • Kurzwiederholung der Kernthemen des „Basisschießlehrgangs Langwaffe“ Einsatz der Faustfeuerwaffe (stellt das Schwergewicht der Ausbildung dar)
  • Kombinierter Waffeneinsatz FFW (Faustfeuerwaffe) und LW (Langwaffe)
  • Lösung dynamischer Aufgaben mit Hilfe eines kombiniertenWaffeneinsatzes unter Nutzung von Deckungen und Zieldifferenzierung
  • Der Lehrgang beinhaltet keine theoretischen Unterrichtseinheiten

Lehrgangsinhalte:

  • Richtige Handhaltung der Faustfeuerwaffe (FFW) (beidhändig, einhändig)
  • Bereitschaftshaltungen mit FFW
  • Anschlagsarten mit FFW (liegend, kniend, hockend, stehend, alternativ)
  • Ladestellung, Ladegriffe, Sicherheit herstellen mit FFW
  • Hemmungen und deren Behebung bzw. Vermeidung mit FFW
  • Präzisionsschüsse, Doppelschüsse, Schnellschüsse mit FFW
  • Schießen nach Wendungen, sowie nach und während Bewegungsphasen mit FFW
  • Richtiges Nutzen von Deckungen mit FFW
  • Nachladen/Magazinwechsel (schnell/taktisch) mit FFW
  • Kombinierte Verwendung von FFW und LW
  • Waffenwechsel von LW auf FFW nach Hemmungen

0830 Uhr Beginn
Vom Winde verweht, doch die Sicherheit steht!

Angefangen hat der Tag stürmisch, was sich auch nicht sonderlich änderte. Der April schickte seine Vorboten über Österreich, aber acht tapfere und lernwillige Schützen standen ihm entgegen. Der Kurs stellt eine Erweiterung bzw. eine Vervollständigung des Basis Schießlehrgangs dar. Siehe dazu folgenden Bericht: Basis Schießlehrgang Halbautomatische Langwaffe

Ziel ist es, dem Schützen neben seiner Primärwaffe – dem Gewehr – auch die Pistole näher zu bringen. Dies ist vor allem wichtig, wenn beide Systeme zur Anwendung kommen sollen. Genau dabei  setzt der hier beschriebene Kurs an.

Altbekanntes neu verpackt und vor allem hintergründig erklärt – Grundlagen zum Pistolenschießen.
Lehrsaal gab es dieses Mal keinen, also ging es, nach einer Wiederholung der Sicherheitsregeln, gleich in medias res. Von der richtigen Körperhaltung bis zum in den Anschlag gehen und zu guter Letzt der Fehlerbeseitigung, wurde alles im Freien abgehalten.
Trocken vorgeübt wurde generell ohne Munition, nur bei den Ladegriffen (Laden, Entladen, Nachladen) und der Fehlerbeseitigung wurde mit Dummy Rounds (Exerziermunition = Ungeladene Munition) gearbeitet.
Von Vornherein wurde klargestellt, dass Pistolen im Umgang gefährlicher sind als Langwaffen. So kann man sich oder andere schneller mit der Mündung abstreifen. Deshalb: besonders wichtig die Mündungsdisziplin!

Offen oder Geschlossen
Offene Hemmung/Störung (Verschluss ist ganz, halb oder leicht geöffnet) und geschlossene Hemmung/Störung (Verschluss ist geschlossen) wurden nach denselben Prinzipen beseitigt, wie bei der Langwaffe. Hier schließt sich der Kreis wieder, was besonders wichtig ist, um im Stress mehr Kapazitäten für andere Problemstellungen zur Verfügung zu haben.

Aller Anfang ist…LEICHT! 😀

Die erste Übung bestand darin, eine alte IPSC Scheibe aus 5, 10 und 15 Metern mit Löchern zu versehen. Diese sollten sich im „Vitalen Bereich“ befinden, in unserem Fall der A-Zone. Wenn man sich auf ein kleineres Ziel konzentriert, wird automatisch auch das Trefferbild kleiner, nach dem Motto: „Aim small, miss small!“ Demnach wurden alle Treffer außerhalb abgeklebt, während alles in der A-Zone gelocht blieb.

Übungsablauf:
2x 10 Schuss (2 Magazine), Entfernung (5, 10, 15m), Schussabgabe auf Kommando aus der
Bereitschaftshaltung.
Gesteigert wurde von 1, 2 und 3 Schuss bis zum selbständigen Nachladen inkl. Waffencheck.

Wer hier eine Figur erkennt, dem geht’s wie mir. 🙂

I walk the Line!
Nun kam es auf unsere Präzision an. Dafür wurden zwei A4 Seiten mit je einem länglichen Feld aufgeheftet. Die eine dient zur Kontrolle der Genauigkeit in der Vertikalen und die Andere in der Horizontalen. So lässt sich das Fehlverhalten beim Abziehen besser erkennen und gegensteuern.
Ziel ist es, ohne Zeitdruck 5 Schuss Vertikal und 5 Schuss Horizontal in die Rechtecke zu setzen. Möglichst so, dass es eine gerade Linie ergibt.

Walk the line!

Die Balken sind ca. 15mm breit und 260mm lang. Wer sie nachmachen möchte, kann sie einfach auf ein A4 Blatt übertragen und kopieren.

Übungsablauf:
2x 10 Schuss (2 Magazine), Entfernung 7m, Schussabgabe selbst bestimmt, 5x Horizontal 5x Vertikal, selbständiges Nachladen Waffencheck, Holstern, Schussaufnahme, Abkleben, Übung wiederholen.

1200 Uhr
Mittagspause im Feld. Viele hatten KV (Kaltverpflegung) mit, ich entschied mich für die Österreichische MRE Form (Travellunch). Mittels Jetboil war das Wasser ratz fatz heiß gemacht und nach 10 Minuten ziehen lassen, war das Essen auch schon fertig.

1230 Uhr
Tic-Tac-Toe, Offset we go!
Zeit wieder mal etwas zu wiederholen, das schon einmal gekonnt wurde.
Somit wurde die Kreis-Kreuz Scheibe aufgeheftet und es ging mit 10 Schuss von 7m Entfernung mit dem Gewehr auf die Scheibe los.
Natürlich wurde nach den ersten 10 Schüssen selbständig nachgeladen und die Treffer überprüft. Als Nächstes galt es jetzt den ermittelten Versatz zu kompensieren. Also statt in die Mitte des Kreuzes zuhalten wurde jetzt auf das obere Kreissegment gezielt. Die Treffer lagen dann so wie gewollt im Zentrum verteilt.

Kurzerklärung: Offset (siehe dazu auch Basisschießlehrgang)
Verringert man von der Einschussentfernung 25m auf 5m, so erreicht man bei einem AR15 nahezu das maximale Offset (bei Standard Optikmontagen sind das etwa 6,5 cm). Sprich um dasselbe Ziel punktgenau auf 5m zu treffen muss man nun diese 6,5 cm höher anhalten.

Offset Übung

Übungsablauf:
2x 10 Schuss (2 Magazine), Entfernung 7m, Scheibe: Kreis-Kreuz, Schussabgabe selbst bestimmt, 10 Schuss Präzision auf das Zentrum, selbstständiges Nachladen, Trefferaufnahme, Übung wiederholen, diesmal mit Offset Kompensation.

Links UM! Rechts UM! Ganz UM…
…ging es jetzt um die Drehung auf das Ziel zu. Mit dem Kopf das Ziel erfassen, Gewehr ausrichten, Entsichern, Feuern (KLICK!), Upsss! Gewehr ablegen, Pistole ziehen, Ziel bekämpfen.
Selbiges wurde von Links sowie Rechts jeweils 90° und auch 180° zum Ziel geübt.

Links UM! Rechts UM! Ganz UM!

Übungsablauf:
1x 15 Schuss (1 Magazin), Entfernung 7m, Schussabgabe auf Kommando, Aufstellung laut Anweisung, auf Kommando Ziel erfassen, Körper auf Ziel ausrichten und bekämpfen mit 1 Schuss, Übung wiederholen.

Last Resort!
Übungsweise mit leerer Langwaffe in den Anschlag gehen und das Ziel “beschießen“. Da die Hauptverteidigung jedoch versagt,  hat man jetzt die Möglichkeit, den Rettungsfallschirm zu ziehen und die Pistole einzusetzen. Vorausgesetzt, die Distanz stimmt. Wenn nicht, gibt es weitere Möglichkeiten. Die bestehen aber aus einer Mischung zwischen Drill und Einsatz des Gehirns (also dem bewussten Teil davon).

Vom Gewehr…

… zur Pistole

Übungsablauf:
2x 3 Schuss (2 Magazine Langwaffe) und 2x 2 Schuss (2 Magazine Kurzwaffe), Entfernung 7m, Schussabgabe auf Kommando, Ausgangsstellung Bereitschaftshaltung, auf Kommando Ziel erfassen und bekämpfen bis die Primärwaffe versagt, Wechsel auf die Sekundärwaffe, Ziel bekämpfen bis, Sekundärwaffe versagt, Nachladen der Sekundärwaffe, Ziel bekämpfen bis, Sekundärwaffe versagt, Abknien (Silhouetten Verkleinerung), Nachladen der Primärwaffe, Ziel aus dem Kniend Anschlag bekämpfen bis die Waffe leergeschossen ist. Bei diesem Drill ging es weniger um korrektes Situationsverhalten, sondern darum, in kurzer Zeit ein Maximum an körpermechanischen Abläufen bei diesen Techniken zu trainieren.

Nachdem anschließend noch der Schießplatz ordnungsgemäß hinterlassen wurde, jeder seine Ausrüstung verstaut hatte, ging der Tag nasskalt zu Ende. Müde aber glücklich, viel gelernt zu haben, ging es Nachhause.

1830 Uhr Ende

Fazit
An sich nicht viel Neues von den Übungen, jedoch auf ein anderes Waffensystem übertragen, die Pistole. Gerade bei einem zweiten System kann vieles falsch laufen. Beim Automatismus seine Primärwaffen nachladen zu wollen, kann man glatt vergessen, dass es die Pistole auch noch gibt. Der Wechsel zur Sekundärwaffe macht zwar einiges leichter, jedoch ist dies nur ein Rettungsfallschirm im Vergleich zum Hauptschirm, dem Gewehr. Sowohl in Bezug auf die Energie im Ziel, als auch bei der Reichweite, aber vor allem in der Präzision, ist ein halbautomatisches Gewehr einer Kurzwaffe weit überlegen. Daher ist nur im Notfall und bei kurzer Entfernung ein Wechsel durchzuführen.

Zum Trainer kurz: Grandios!
Ein Profi durch und durch. Genau wie das letzte Mal nahm er uns mit und zeigte uns im Schnelldurchlauf das Verhalten mit der Pistole. Langeweile kam nie auf, von monotonen Drill keine Spur. Dafür war einfach zu wenig Zeit und viel zu viel Information. Obwohl, der Kurs nicht so intensiv war wie der Basis Kurs mit seinen 3 Tagen, kostete es umso mehr Energie und Konzentration. Also 9 Stunden vollste Konzentration. Die Ausrüstung sowie zwei getrennt voneinander arbeitende Systeme fordern. Gerade wenn man als Soldat mit mehr „Beladen“ ist, muss man sich intensiv damit auseinander setzten, damit auch der Zugriff zur Sekundärwaffe einwandfrei funktioniert. „Fight your enemy, not your gear!“ muss stets als Leitspruch bei der Wahl der Ausrüstung und deren Platzierung gelten.

Ich schließe mit den Worten: „Like you, we strive to be Always Better™“ by BlueForceGear

Schneider B.
Milizsoldat, Sportschütze
[Text + Bild nach Absprache mit RR]